Gebärdensprache zur Fußball-WM

Zum cSc-Team für den „ganz normalen Tag“ der Elisabeth & Bernhard Weik-Stiftung in den Grundschulen gehört auch Inge Grünheid. Ihr Spezialgebiet bei der Sensibilisierung von Grundschülern – die Aufgabe dieses Projektes – ist die Gebärdensprache.

„Den Gehörlosen sieht man nicht an, dass sie nicht hören können“, stellte Grünheid gegenüber den Kindern fest. Normalerweise beginnt sie mit dem Fingeralphabet, dem „Einstieg für die Gebärdensprache“, wie sie erklärte, um dann Begriffe wie Vater, Mutter, Baby, Opa und Oma und viele andere Worte zu „gebärden“. Denn es würde zu lange dauern, wenn man alles mit dem Alfabeth umsetzt. Diesmal hatte sie zwei Poster zum Thema „Fußball-WM“ mitgebracht. „In der Heimsonderschule Haslachmühle haben die Gehörlosen Begriffe wie Flanke, Tor, gelbe Karte oder Fehlpass in Gebärden umgesetzt und auch die Namen der Nationalmannschaft wie Schweinsteiger und Lahm“, berichtet Grünheid. „Das Projekt ist von der Johannes Ziegler-Stiftung gefördert worden und dann in der „Mühlezeitung“ erschienen.“

„Stützen auf die Stufe setzen, dann folgt der Fuß, das Bein hängt locker herunter, Gehilfen und Bein bilden ein Dreieck.“ So erklärt Horst Möhring das Treppensteigen mit Gehhilfen bei Fuß- und Beinverletzungen. Der blinde Wolfgang Krafft hat nicht nur ein Buch in Brailleschrift (Blindenschrift) zum Vorlesen dabei, sondern auch eine Fußballzeitschrift. Die Vornamen der Schüler schreibt er auf seiner „Schreibmaschine“, „damit ihr ein Andenken an diesen Tag habt.“ Beim Tandem fahren mit verbundenen Augen wären viele gern ein zweites Mal gefahren. „Das war cool, es hat Spaß gemacht“, so der Kommentar von Ahu Nur. „In den Kurven dachte ich manchmal, das Rad kippt gleich um.“ Zwischen den einzelnen Stationen gibt es Obst- und Gemüse-Stücke, gestiftet von Siegfried Schultk.

Schulleiterin Vera Saemmer-Schultz lobt das Eltern-Helferteam, immerhin 36 Personen stark. 189 Kinder werden von zwölf Lehrern unterrichtet. „Unser Faustlos-Projekt – Prävention gegen Gewalt – läuft noch weiter, und auch sonst wird hier superpädagogische Arbeit von einem ver-hältnismäßig jungen und sehr engagierten Team geleistet.“ Am Ende des 3. Schuljahres gebe es eine Erste-Hilfe-Ausbildung durch die Johanniter, im 4. Schuljahr startet der Sanitätsdienst „Schüler versorgen Mitschüler“. Pflaster und Kühlpack befinden sich im Sanitätsrucksack. „Wir entwickeln auch ein individuelles Förderkonzept, versuchen, durch weniger Papierkrieg die Lehrer zu entlasten und installieren in jede Konferenz einen Teil, in dem konzeptionell und inhaltlich gearbeitet wird“, so Saemmer-Schultz. „Eine Projektwoche hatte das Thema Schöpfung, dazu waren die Kinder auch im Wald und im Garten und setzen das Thema künstlerisch um.“

Die Schulleiterin berichtet außerdem über eine neue Schulordnung mit fünf Grundregeln. „Ich bin hier an einer fantastischen Schule mit Eltern, die mithelfen, und einem engagierten Kollegium, dem es Spaß macht, hier zu arbeiten.“

Ein ganz normaler Tag am 27. April 2010

Im Rahmen einer Projektwoche unter dem Motto "Jedes Kind ist einzigartig" fand der „ganz normale Tag“ der Weik-Stiftung am 27. April in der Christopherus-Schule statt.

„Ich wünsche Euch viel, viel Spaß“, rief Schulleiterin Vera Saemmer-Schultz den über 200 Kindern der kath. Christopherus-Schule zu und stimmte das „Lied vom Anderssein“ an. Die Sensibilisierung der Kinder für Menschen mit Handicaps macht sich Bernhard Weik mit seinem cSc-Team schon seit fast vier Jahren zur Aufgabe, und er wünschte ihnen einen schönen Tag und „dass ihr sehr viel lernt dabei“. Weik erzählte auch, wie er dazu gekommen ist, den „ganz normalen Tag zu veranstalten.

Die drei Tandem-Fahrer Peter Hahnel, Christian Doll und Karl Markofsky waren nicht die einzigen, die stundenlang gefordert waren. Für jeden der Tandem-Piloten waren etwa 70 Runden zu absolvieren. „Ich habe ausgerechnet, dass wir zusammen über 90 km auf dem Schulhof gefahren sind“, bemerkte Hahnel zum Schluss. Lisa-Marie wäre wie viele andere am liebsten noch eine zweite Runde gefahren. Das Schwierige waren dabei die verbundenen Augen. “Ich dachte, ich fall’ runter, aber ich bin gar nicht gefallen“, meinte sie hinterher. Auch Daida bestätigte diesen Eindruck: „In den Kurven war das so, als ob man gleich runterfliegt.“ Und Jula’s Kommentar lautete: „Ehrlich gesagt hatte ich ein bisschen Angst.“

Rund 60 Helferinnen und Helfer aus der Elternschaft, das zwölfköpfige Lehrerkollegium und das cSc-Team arbeiteten hervorragend zusammen. In der Turnhalle, wo mit Rollstühlen gefahren wurde, war die Begeisterung beim Fahren zu spüren, es wurde aber auch aufmerksam zugehört, und die Schüler stellten viele Fragen. „Ein Rollstuhl muss auf die Körperlänge angepasst sein“, erklärte Annette Bachman vom cSc-Team. „Die Greifräder muss man mit Schwung anfassen und dann den Rollstuhl rollen lassen.“ Eigentlich sei es mit dem „ganz normalen Tag“ wie immer, aber trotzdem immer wieder anders.

Die Gehörlosendolmetscherin Lisa Rickus war mit dem Gehörlosenlehrer Turgut Özdemir dabei. „Er hört nicht“, sagt Lisa Rickus und weist auf Turgut Özdemir. „Wenn man sich bemerkbar machen möchte, tippt man ihn leicht auf die Schulter.“ Özdemir kommuniziert in der Gebärdensprache mit den Händen, Lisa übersetzt in die normale Lautsprache: „Jemand klingelt und möchte zu mir rein. Ich möchte morgens geweckt werden. Das Baby schreit im Nebenzimmer. Wie bekommt ein Gehörloser das mit?“ Dafür gebe es verschiedene Blinkanlagen, werden die Schüler informiert. Dann zeigt Turgut Özdemir verschiedene Begriffe in der Gebärdensprache, wie Familie, Mutter, Vater, Eltern, Kind, Schwester, Oma, danach dürfen die Kinder Tiere nennen, deren Begriffe er in seiner Sprache zeigt. „Gehörlose können auch Auto fahren, müssen aber mehr aufpassen“, erklärt Özdemir den Kindern.

Viele fleißige Helfer betreuen die verschiedenen Stationen

Die Blinden Manfred Glasmacher und Wolfgang Krafft schreiben Namen in Braille-Schrift, zeigen, wie man Bücher in dieser Schrift durch Fühlen lesen kann, wie man die Uhr abtastet und Farben erkennt. Er hat einen Wecker ohne Glas, eine Zeitschaltuhr und eine sprechende, elektronische Uhr. „Die ist was für Faule“, sagt Manfred Glasmacher verschmitzt. Auch ein Mühlespiel, ein Schachspiel und ein Kartenspiel sowie einen Zollstock hat er auf seinem Tisch aufgebaut. „Man muss einen guten Tastsinn haben, um alles unterscheiden zu können.“

Mit beschwerten Westen klettern, mit Gehhilfen (Krücken) laufen, sich mit verbundenen Augen führen lassen, mit dem Blindenstock gehen, mit den Füßen greifen, schreiben und malen waren weitere neue Erfahrungen. Susanne Algahrram, Mutter zweier Kinder, befand: „Man macht sich das alles nie bewusst, wenn man es nicht mal ausprobiert. Das vergisst man nicht so schnell. Die Kinder sind begeistert.“

Gut vorbereitet hatten die beiden Lehrerinnen Sandra Cöln und Simona Herrmann als „Festkomitee“ nicht nur den „ganz normalen Tag“, sondern eine ganze Projektwoche, in der Klassen übergreifend Themen ausgewählt werden konnten. Im ersten und zweiten Schuljahr waren das: viele kleine Streichelhände, meine Füße, deine Füße, unseren Sinnen auf der Spur, fit und aktiv von Kopf bis Fuß. Das dritte und vierte Schuljahr hatte die Themen: Vorstadtkrokodile, Hördetektive, mit und ohne Augen sehen, das Gummibärchen im Spinat (Gedächtsnistraining), fit und aktiv von Kopf bis Fuß - für die älteren Schüler. Konrektorin Andrea Karig lobte die tollen Angebote des cSc-Teams und die Leistung der vielen Helfer. „Den Kindern wurde viel Freude bereitet, aber sie haben auch die Erfahrung gemacht, wie es ist, eingeschränkt zu sein. Das haben sie unwahrscheinlich gut reflektiert.“

Das Lied vom Anderssein

Anders als du

Text, Musik: R. Metcalf
Aus Sim Sala Sing. Das Liederbuch für die Volksschule.
Von Lorenz Maierhofer, Renate und Walter Kern: Helbling Verlag. Rum/Innsbruck. 2005

Ich bin anders als du bist anders als er ist anders als sie! (Ja)
Sie ist anders als er ist anders als du bist anders als ich! (Ja)
Wir, wir, wir sind anders als ihr, ihr, ihr seid anders als wir.
Na und? Das macht das Leben eben bunt!

Braun ist anders als Rot ist anders als Gelb ist anders weiß! (Ja)
Weiß ist anders Gelb ist anders Rot ist anders als Braun! (Ja)
Wir, wir, wir sind anders als ihr, ihr, ihr seid anders als wir.
Na und? Das macht das Leben eben bunt!

Dick ist anders Dünn ist anders Groß ist anders als Klein! (Ja)
Klein ist anders Groß ist anders Dünn ist anders Dick! (Ja)
Wir, wir, wir sind anders als ihr, ihr, ihr seid anders als wir.
Na und? Das macht das Leben eben bunt – eben bunt!


Eltern waren auch damit beschäftigt, aus Äpfeln, Bananen, Mandarinen Spieße zu machen, Kohlrabi, Möhren und Gurken zu schälen und klein zu schnippeln und frische Säfte zu pressen. „65 Mandarinen, 13 Gurken, 20 Kohlrabi, 5 kg Karotten. 15 kg Äpfel und 60 Bananen stiftete der Obst- und Gemüsehändler Siegfried Schultk“, berichtete Bernhard Weik. Hinzu kam die Wasserbar der Stadtwerke als Durstlöscher. Allerdings gab es auch Vitamine in Form von Saft, meist frisch gepresst. Der Saft von Birne, Banane, Orange, Kirsche, Apfel und Tomate wurde pur oder gemischt ausgeschenkt.

Projektwoche in der Christopherus-Schule

„Gemeinsam und im sozialen Miteinander lernen“ heißt ein Arbeitsschwerpunkt, den sich die Kinder und Lehrer der katholischen Christopherusschule in Langenfeld gesetzt haben. Sozial engagiert und im gegenseitigen Miteinander wollen die Kinder und Lehrerinnen der 210 Kinder „starken“ Grundschule lernen und arbeiten. Natürlich findet soziales Lernen für jedes Kind erlebbar an jedem Schultag statt. Jedoch soziale Kompetenz erwerben die Kinder auch in anderen Projekten. So gibt es beispielsweise seit mehreren Jahren ein „Patensystem“ von Klasse 1 und 4, bei dem die älteren Schüler die Patenschaft für einen Schulneuling und damit eine gewisse „Verantwortung“ für ihn übernehmen. Als „starke Schule“ „erläuft“ die Schülerschaft in Form eines Sponsorenlaufes Spenden zu Gunsten eines guten Zwecks (z.B. SOS Kinderdorf).

Mit dem Gewaltpräventionsprojekt „Faustlos“, welches nach einem Curriculum in allen Jahrgangsstufen durchgeführt wird, lernen die Kinder Möglichkeiten für einen sozialen und gewaltfreien Umgang miteinander kennen und trainieren diese ein.Die Elternschaft der Schule zeigt sich mitsamt dem Schulverein bei allen sozialen Aktivitäten stets engagiert und hilfsbereit. Sie unterstützen Schüler und Lehrer tatkräftig und aktiv.

In der letzten Aprilwoche 2010 fand im Rahmen einer Projektwoche unter dem Motto „Jedes Kind ist einzigartig“ auch „Der ganz normale Tag“ der Elisabeth & Bernhard Weik-Stiftung an der Christopherus-Schule statt. Die Schülerinnen und Schüler haben eine Woche lang in jahrgangsübergreifenden Gruppen zusammen an verschiedenen Themen gearbeitet. Am Aktionstag der Weik-Stiftung am 27. April sind die Kinder um eigene, wertvolle und praktische Erfahrungen bereichert worden. Sie konnten erleben, wie es ist, mit körperlichen Einschränkungen im Alltag leben zu müssen und wurden so sensibilisiert für den Umgang mit Menschen mit einem Handicap.

Aber nicht nur sozial, sondern auch kreativ sollen die Kinder der Schule in der sog. „Creativwerkstatt Christopherus“ lernen und arbeiten. „Creativwerkstatt-Christopherus“ bedeutet, dass die Kinder der Schule zusätzliche Lehrangebote im musisch-künstlerischen Bereich erhalten, die sie über die normale Stundentafel hinaus wahrnehmen. Dies sind von Jahr zu Jahr unterschiedliche Angebote aus den Bereichen Musik, Kunst, Tanz und Theater. So wurden an der Schule neben einem Schulchor und Keyboard bzw. Flötengruppen auch eine Musicalgruppe mit 54 Schülerinnen und Schülern eingerichtet. Die künstlerischen Ergebnisse, die aus verschiedenen Schul- und Unterrichtsprojekten erwachsen, können im eigens angelegten und gut ausgestattetem Kunst- und Musikraum der Schule sowie in Schaukästen auf den Fluren in Form von „Mini-Ausstellungen“ bewundert werden.Ein weiterer Ausbau der Kreativwerkstatt in Richtung „Theater“ ist in naher Zukunft mit einer „Puppenbühne“ geplant. Gemeinsame Schulprojekte wie „Der Trommelzauber“ sind bereits geplant.Text: Andrea Karig.