Wolfgang Krafft erklärt Schülern, wie Blinde den Alltag bewältigen 03. Juli 2019

Der „ganz normale Tag“ in der GGS Herderstraße Leverkusen soll Grundschulkinder für Menschen mit Einschränkungen sensibilisieren.
Leverkusen/Langenfeld (jste). Der blinde Wolfgang Krafft wohnt in Leverkusen und gehört zum ehrenamtlichen Team für den „ganz normalen Tag“ der Weik-Stiftung, die dieses Projekt seit 2006 in zahlreichen Grundschulen durchgeführt hat. Grundschulkinder darüber zu informieren, dass er selbst wie auch viele andere Menschen mit Einschränkungen ein erfülltes Leben haben und mit vielen Hilfsmitteln den Alltag bewältigen können, ist eine Aufgabe, die er mit Herz und Seele erledigt. „Wie kannst Du essen, ohne zu sehen, was auf dem Teller ist?“ Krafft erklärt mit einem Teller, dass die einzelnen Teile des Gerichtes einen bestimmten Platz erhalten. „Wenn das Schnitzel auf 12 Uhr auf dem Teller liegt, dann finde ich das.“ Viele Gegenstände hat er mitgebracht: eine Uhr mit aufklappbarem Deckel, um die Zeiger fühlen zu können, Spiele, bei denen die Figuren in Vertiefungen gesteckt werden, damit sie nicht bei Berührung umfallen, zwei Sorten Zahnpasta, wovon die eine abgeschnittene Ecken hat, ein Medikament mit Blindenschrift, ein Farberkennungsgerät u.v.m. Wolfgang Krafft ist von Geburt an blind. „Ihr braucht mich nicht zu bemitleiden“, erklärt er und drückt damit aus, dass ihm auch als Blinder Vieles möglich ist: Konzerte hören, Bücher in Blindenschrift lesen, auf dem Computer Briefe schreiben, Vorträge halten, im Chor singen, schwimmen. „Ich mache so viele Aktivitäten und lerne, über meine Grenzen zu springen.“ In der Grundschule Herderstraße in Leverkusen sind viele Stationen aufgebaut. Es wird mit dem Rollstuhl gefahren, mit einer Schlafbrille als „blinder Sozius“ auf dem Tandem mitgefahren, mit Gehhilfen auf Treppen gestiegen, mit dem Blindenstock als „Blinder“ den Weg ertastet, die Gebärdensprache der Gehörlosen kennen gelernt oder mit Gewichtswesten gelaufen und geklettert, um sich in Übergewichtige hineinzuversetzen. „Rollstuhlfahren ist etwas schwer“, sagt eine Schülerin und setzt ihren Rollstuhl auf dem schrägen Außengelände in Bewegung. „Das Kennzeichen unserer Schule ist die sehr große Vielfalt“, erklärt Schulleiterin Tanja Knaup. „Etwa 80% der knapp 200 Kinder haben einen Migrationshintergrund, das prägt das Schulleben. Es ist alles multikulturell ausgerichtet, angefangen beim Essen auf Veranstaltungen und Festen, wenn alle Eltern etwas mitbringen, bis hin zum Unterricht und alltäglichen Miteinander. Die Kinder lernen und erleben hier, was Respekt, Toleranz und Interesse aneinander bedeuten und wie sie das Miteinander bereichern.“ Die Kinder kämen aus etwa 36 Nationen. Kinder mit Förderschwerpunkt Lernen, geistiger Entwicklung und sozial-emotionaler Entwicklung werden von Sonderpädagogen betreut, im Kollegenkreis gibt es eine Sozialpädagogin und eine Schulsozialarbeiterin. Das ermögliche auch Arbeiten in Kleingruppen. „Ich mache dies hier wirklich gerne, und auch unser ganzes Lehrerkollegium ist mit viel Herz dabei“, betont Knaup. Es gebe eine enge Kooperation zur Musikschule mit dem „Jekis“-Programm (jedem Kind seine Stimme). Alle drei Monate wird ein kleines Konzert veranstaltet, es gibt den Liederkanon und Chorstunden. „Unsere Turnhalle ist gerade eine Baustelle, wir hoffen, dass sie bis zum Herbst fertig ist und wir uns dann über eine neue, moderne Halle freuen können.“ Sport finde so lange in einer anderen Sporthalle statt oder im Freien und in anderen Räumen. „Wir haben heute einen aufregenden Tag hinter uns“, sagt Knaup zu den Kindern, bevor das gemeinsame Mittagessen auf dem Schulhof eingenommen wird. Die Helfer (Eltern und Team der Weik-Stiftung) werden als Dank von den Schülern mit Blumen bedacht. Wir brauchen jede Hand, jedes Wort, jedes Ohr.

Kindertexte der Klasse 1a

Aylin

Ein ganz normaler Tag. Das war am Freitag. Ich bin Rollstuhl gefahren. Das hat Spaß gemacht. Danach sind wir alle mit Krücken gelaufen. Das hat auch Spaß gemacht, aber das war schwer. Danach haben wir gegessen und sind nach Hause gegangen und fertig.

Kristina

Ein ganz normaler Tag. Da haben wir gelernt wie es ist wenn man behindert ist. Ich fand es sehr gut mit den Rollstühlen zu fahren und mit den Krücken zu laufen und mit dem Fahrrad gefahren zu werden, als wäre man blind. Und ein blinder Mann und uns sein Alphabet erzeigt.

Fabian

An einem ganz normalen Tag durften wird Rollstuhl fahren und lernen wie es ist eine Behinderung zu haben. Wir durften eine Maske tragen und wurden mit einem Tandem gefahren, als wären wird blind. Blinde Leute möchten auch gerne Fahrrad fahren. Da muss mal viel Vertrauen haben. Eine blinde Frau hat uns das Blindenalphabet gezeigt und wir durften auch mit Krücken laufen lernen.

Dean

Ich hab gelernt dass man ohne Beine nicht laufen kann. Zum Glück gibt es Rollstühle.

Vjosa

Menschen ohne Arme und Hände benutzen dafür einfach ihre Füße. Das war interessant.

Dicle

Ich fand es schön mit dem Rollstuhl zu fahren, bestimmt du auch! Beim laufen mit den Krücken fand ich es schwer. Aber es war schön beim Fahrradfahren mit verbundenen Augen. Das ist doch ein ganz normaler Tag!

Das hat mir am ganz normalen Tag am besten gefallen (Klasse 2)

Livia

Mir hat an dem Projekt am besten gefallen als wir Rollstuhl gefahren sind! Das hat mir gefallen, weil wir da Spiele gemacht haben. Aber wenn ich in Echt Kinder im Rollstuhl sehe tun sie mir Leid, weil sie nicht gehen können.

Samuel

Mir hat am ganz normalen Tag am besten gefallen in der Turnhalle Rollstuhl zu fahren. Es gab aber noch andere Sachen: Wenn man zu dick ist, Blindensprache und vieles mehr.  Mir hat es Spaß gemacht.

Pakize

Mir haben am besten die Krücken gefallen, weil man damit sitzen und gehen kann. Das hat sehr viel Spaß gemacht. Wir sind auch Rollstuhl gefahren.

Valeria

Mir hat an dem Projekt am besten gefallen, als wir mit Tandems  auf dem Schulhof gefahren sind.  Ich habe auf dem Schulhof Krückenlaufen gelernt. In der Sporthalle sind wir Rollstuhl gefahren.

Almedin

Wir sind Fahrrad gefahren. Dabei musste man eine Augenbinde tragen. Wir sind 3 Runden gefahren

Was wir gelernt haben (Klasse 2a)

Enes, Jovan und Stefan

Wir haben gelernt, dass man über Behinderte nicht lachen sollte. Sie haben nicht den gleichen Alltag wie wir. Die Blinden haben vielleicht noch nie die Welt gesehen. Könnt ihr euch vorstellen, wie schwer das ist, niemals seine Mutter zu sehen?

Jeremy

Wir haben gelernt, wie Blinde ausgerüstet sind. Wenn ich mal blind sein sollte, weiß ich, was ich tun muss.

Maria

Ich finde, dass Übergewichtige es sehr schwer haben. Auch bei sehr einfachen Sachen. Ich habe es gemerkt, als wir die Gewichtsmanschetten umgebunden bekommen haben und auf dem Klettergerüst klettern sollten.

Schülertexte der Klasse 3b

Bruna

Die Rollstuhlstation hat mir gefallen. Mir hat es Spaß gemacht, weil wir geübt haben, wie man Rollstuhl fährt. Es hat alles Spaß gemacht, weil wir jetzt wissen, wie die Behinderten das machen, wenn sie blind sind oder keine Beine haben oder mit dem Rollstuhl fahren.

Ylvi

Mir hat es gefallen mit dem Rollstuhl zu fahren, weil ich mich von alleine drehen und fahren konnte. Mir hat es auch gefallen mit dem Tandem blind zu fahren. Es war wackelig und ich dachte, ich kippe um, aber ich bin nicht umgekippt. Es war auch ganz schön mit den Krücken die Treppe hoch und runter zu gehen.

Lisa

Mir hat das Fahrradfahren gefallen, weil wir mit verbundenen Augen gefahren sind. Es hat sich angefühlt, als würde man rückwärts fahren.

Vivien

Mir hat die Station 5 am besten gefallen, weil ich die Gebärdensprache gelernt habe. Die Station mit den Krücken hat mir auch gefallen, weil wir dort gelernt haben, wie man sich auf einen Stuhl setzt und wie man die Treppen hoch und runter geht.

 

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