Erich-Kästner-Schule

In der Erich-Kästner-Schule ist Gemeinschaft kein Fremdwort 13. Mai 2016

Langenfeld (jste). Helm aufsetzen, Helmgurt festziehen, dann rauf aufs Tandem – auf den Soziussitz, Füße auf die kleinen Fußpodeste stellen (größere Kinder treten die hinteren Pedale mit), mit beiden Händen gut am Lenker festhalten, und zum Schluss heißt es, die Augenbinde über die Augen, um Blindheit zu simulieren. Und schon geht es los. Vier Tandempiloten des ADFC (Jo Ruppel, Günther Kraus, Jürgen Reichert und Werner Decker), die zum Team der Elisabeth & Bernhard Weik-Stiftung für den „ganz normalen Tag“ in den Grundschulen gehören, fahren nacheinander die 178 Kinder der Erich-Kästner-Gemeinschaftsgrundschule eine große Runde. Die Kinder sollen spüren, wie es ist, als „Blinder“ auf dem Tandem mitzufahren. „Wenn es in die Kurve geht, ist das schon ein seltsames Gefühl“, meinten übereinstimmend zwei Schüler. Und Schulleiterin Liane Neuhaus, die das Tandem-Fahren auch probierte, sagt: „Es ist schwierig, loszulassen, meist kam mir das Fahren schneller vor, als es wirklich war. Beim „blinden“ Mitfahren hat man aber ein tolles Gefühl, auch weil man sich auch auf den Tandem-Piloten voll verlassen muss.“

Freitag, der 13. Mai war für die Schüler, das Lehrerkollegium, die zahlreichen helfenden Eltern und das Team der Weik-Stiftung ein Glückstag. Schließlich schien die Sonne bald so warm, dass die Kinder in den T-Shirts der Weik-Stiftung herumlaufen konnten. Zu Beginn erklang das Lied vom Anderssein („Ich bin anders als du“), in dem zum Ausdruck kommt, dass es normal ist, verschieden zu sein. „Sich in Menschen mit einem Handicap hineinzuversetzen, spüren wie das ist, mit Beeinträchtigungen leben zu müssen, dafür sollen die Kinder sensibilisiert werden“, erklärt Bernhard Weik, Stifter der E & B Weik-Stiftung und Initiator des „ganz normalen Tages“ in den Grundschulen. „Ihr seid super vorbereitet, vor allem auch mit dem Rap“, sagte Schulleiterin Neuhaus zur Begrüßung. Die Liedverse wurden von jeder Klasse mit einem Text des Rap unterbrochen, etwa so wie die 2a: „Wir sind die 2. Klasse, Klasse 2a! Sind wir auch immer füreinander da?...Ob groß, ob klein, ob blond oder schwarz, wir sind alle klasse, normal oder was?“ Peter Mecklenbeck, federführend im Team der Weik-Stiftung für den ganz normalen Tag, sagte: „Für uns wird am Ende des Tages alles ganz normal sein, aber wir wissen dann, wie es ist, wenn etwas nicht normal ist.“

„Seit 2014 ist unsere Schule eine Schule des gemeinsamen Lernens auch für Kinder mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf“, berichtet Liane Neuhaus. Jedem Kind solle ja die Möglichkeit geboten werden, an einer Regelschule zu lernen. In der Erich-Kästner-Schule gebe es Unterstützung für Kinder mit emotionalem und sozialem Förderbedarf, für Unterstützung beim Lernen und der Sprachförderung. „19 Seiteneinsteiger sitzen im Regelunterricht und profitieren von unserem intensiven Sprachförderprogramm, darunter zahlreiche Kinder mit polnischer Muttersprache.“ Die Schule möchte als nächstes den Musikraum in einen modernen Sprachenraum umwandeln, wo z.B. die Sprachförderung durch neue Medien unterstützt werde.

Seit zwei Jahren arbeite das Kollegium an der Aufgabe: „Wie kann man jedes Kind mit unterschiedlichen Voraussetzungen und Bedürfnissen unterstützen, dabei eine Gemeinschaft werden lassen und dafür sorgen, dass es in der Klassengemeinschaft akzeptiert wird.“ Wichtig sei für Neuhaus, dass die Eltern mit eingebunden würden und ihre Kinder bei der schulischen Entwicklung unterstützen.

Fotos: J. Steinbrücker. 4151: Die Schülerin Josie, die mit einem Beinbruch im Rollstuhl sitzt, kann nicht nur am Unterricht, sondern auch am ganz normalen Tag teilnehmen – hier mit dem Blindenstock. 4167: Als „blinder“ Sozius auf dem Tandem mitfahren gehört zu den eindrucksvollsten Erfahrungen. 4294: Aggi Wiggers zeigt das richtige Sitzen und Bewegen mit dem Rollstuhl. 2. V.li. ist Stifter Bernhard Weik mit Ehefrau Elisabeth, die beide interessiert zuschauen.

Ein ganz normaler Tag im Mai 2012

Mit einem Handicap den Alltag leben
Text von Jürgen Steinbrücker

„Ich bin anders als du, anders als er, anders als sie!“ So beginnt der Refrain eines Liedes von Robert Metcalf, das gerne beim „ganz normalen Tag“ in den Grundschulen gesungen wird. Der „ganz normale Tag“ ist eine Idee von Bernhard Weik, dem Stifter der Elisabeth & Bernhard Weik-Stiftung in Langenfeld. Schülerinnen und Schüler der Erich-Kästner-Gemeinschaftsgrundschule konnten jetzt ausprobieren, wie es ist, nicht laufen, sehen, hören oder mit den Händen greifen zu können. Sie fuhren mit dem Rollstuhl, als Sozius mit verbundenen Augen auf dem Tandem, versuchten, mit dem Blindenstock ihren Weg zu ertasten, mit Gehhilfen Stufen zu überwinden, ließen sich die Hilfsmittel von blinden Menschen und die Braille-Schrift für Blinde erklären und die Gebärdensprache für Gehörlose zeigen.
Die individuellen „Klassen-Raps“ wurden in der Schule verfasst, nach dem Motto der Lebenshilfe: „Es ist normal, verschieden zu sein.“ Das liest sich dann zum Beispiel so: „Schaut her, seht uns an, jeder singt, so gut er kann! Einer ist ein Mathe-Ass, dem andern macht das Lesen Spaß. Jeder kann was, ist doch klar, ganz verschieden – wunderbar! Wir akzeptieren jeden hier – die 1b – ja, das sind wir.“
„Mit dem ganz normalen Tag in den Grundschulen möchten wir die Kinder für Menschen mit Handicaps sensibilisieren", erklärt Bernhard Weik. Alle Langenfelder Grundschulen sollen im Rhythmus von vier Jahren vom ehrenamtlichen cSc-Team mit 12-15 ehrenamtlichen Helfern besucht werden, damit jedes Grundschulkind den "ganz normalen Tag" einmal erleben kann. Inzwischen hat sich diese Idee in den Grundschulen vom Ruhrgebiet bis zum Bergischen Land herumgesprochen. Lehrerkollegien und Fördervereine der Schulen sowie Eltern führen den „ganz normalen Tag“ nach einem Konzept von Elmar Widera vom cSc-Team der Weik-Stiftung selbständig durch.

Bericht von der Klasse 4a der Erich-Kästner-Schule

Lieber Herr Weik!
"Ein ganz normaler Tag" - dieses Projekt haben wir mit Neugier und großer Freude vom 9. - 11. Mai 2012 an unserer Erich-Kästner-Schule durchführen können. In verschiedenen Gruppen konnten wir erfahren, mit welchen Behinderungen Menschen leben müssen, aber auch können. Man macht sich meist gar nicht bewusst, wie es sich anfühlt, mit einer Behinderung zu leben. An dem Präsentationstag, am 11.5., haben Sie es uns ermöglicht, auf veschiedenen Stationen auszuprobieren, wie es sich anfühlt, eine Behinderung zu haben. Wir haben uns mit verbundenen Augen als Beifahrer einem Tandemfahrer anvertraut. Das war ein komisches Gefühl. Manche hatten auch Angst dabei. Es war gar nicht so einfach, einen Rollstuhl "verkehrsgerecht" zu bewegen. Einen Parcours mit Krücken oder "blind" mit dem Blidenstock zu durchlaufen war auch nicht so einfach. Mit Füßen zu schreiben und mit Gewichten schwer bepackt zu klettern, das war eine schwere Herausforderung. Die Gebärdensprache und die Hilfsmittel für Blinde waren eindrucksvoll.
Wir fanden es sehr großzügig von Ihnen, dass Sie jedem Kind unserer Schule ein lustiges T-Shirt geschenkt haben. So sahen wir ziemlich gleich aus, obwohl doch jeder anders ist. Auch das Obst- und Gemüse-Buffet und die Wasserbar waren eine tolle Idee.

Wir haben nur positive Rückmeldungen gehört. Der Spruch "Es gibt nichts Gutes, außer man tut es." ist von Erich Kästner und es trifft auf Sie und Ihr ganzes Team zu. Vielen Dank für den schönen Präsentationstag und die Erfahrungen, die wir im Umgang mit "Behinderungen" machen konnten. Jeder ist anders, aber man muss ihn nehmen wie er ist und helefen, wenn nötig und möglich.

Herzliche Grüße von der Klasse 4a mit K. Klug-Lehnkering

Erich-Kästner-Schule

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Den Namen “Erich Kästner-Schule” wählten 1989 die damaligen Eltern und Kinder unserer Schule. Auch unser Schullogo “Das fliegende Klassenzimmer” wurde aus mehreren Vorschlägen gemeinsam ausgesucht. Seitdem ist es auf dem Briefkopf der Schule zu sehen. Die Erich Kästner Schule ist eine modern ausgestattete zweizügige Gemeinschafts-Grundschule, die z. Zt. von 182 Schülern besucht wird.
Ein Gedicht von Elif Klasse 4 b
Normal:
Einer ist dick
Einer ist dünn
Keiner ist normal
Jeder ist anders
Der eine kann nicht sehen
Der andere kann nicht stehen
Einer ist klein
Das kann man nicht entzweien
Wir sind alle verschieden
Und doch sind wir verschieden.

Ein Gedicht von Joyce Klasse 4 b

Jeder Mensch ist nicht wie du
darum füge ihm nichts zu.
Einer dick, einer dünn-
Kümmert das den Einen.
Einer im Rollstuhl, einer nicht-
wichtig ist es eigentlich nicht!
Denn jeder Mensch ist anders als du-
Darum lasse ihn in Ruh!

Ein ganz normaler Tag an der Erich-Kästner-Schule?

Text von Eva Bode

So ganz normal war der 29.05.2008 wohl nicht, denn im Rahmen ihrer Projekttage hatten die Schüler heute Besuch von der E & B Weik-Stiftung mit dem cSc-Team. Den Schülern sollte nahegebracht werden, wie anders das Leben für Behinderte sein kann.Dazu durchliefen die Schüler klassenweise verschiedene Stationen.


Da waren zum Beispiel die Übungen für Blinde, bei denen ein echter Blinder den Kindern die Brailleschrift erklärte und jedem seinen eigenen Namen auf einer Blindenschreibmaschine ausdruckte. Die anschließende Kontrolle, ob der Name richtig geschrieben war, führten die Schüler allerdings lieber mit den Augen als mit den Fingern durch. „Das ist viel zu schwierig,“, meinte Jan, machte sich aber gemeinsam mit Dennis doch die Mühe noch einen weiteren Satz zu entziffern. Dann gab es sprechende Uhren und „gezinkte“ Karten zu bewundern. Bei der Erklärung des Schachspiels wurde deutlich, dass die Schüler sich noch nicht so ganz in die Situation des Blinden hinein versetzt hatten, denn auf seine Frage, wie man die weißen und schwarzen Figuren unterscheiden könne, meldeten sich einige ganz ordentlich, ohne zu bedenken, dass ein Blinder ihre erhobenen Hände ja gar nicht sehen kann.

Die Eltern sind wichtige ehrenamtliche Helfer

Aber für Blinde gibt es ja noch ganz andere Hindernisse, wie die Kinder beim Gehen mit verbundenen Augen und Blindenstock feststellen konnten. Mit Hilfe der Geräusche, die der Stock verursachte, versuchten sie den Hindernissen auszuweichen, erklärte Dina. „Das ist aber ganz schön schwierig.“ Einige gewitzte Schüler versuchten, sich den Weg schon einzuprägen, bevor sie die Augen verbunden bekamen. Das merkten die betreuenden Mütter aber schnell und stellten die Hindernisse immer wieder an eine andere Stelle.







Für manche Mütter war die Betreuung der Stationen auch nicht ganz ungefährlich. Beim Dosenwerfen für Blinde war eine Mutter damit beauftragt, kurz vor dem Wurf am Dosenstapel zu klappern, damit die Schüler die richtige Richtung orten konnten. Obwohl sie dann schnell zur Seite flüchtete, war sie einige Male trotzdem das Ziel des Wurfes.

Blindheit, Schwergewichtigkeit und Gehörlosigkeit sind eine Herausforderung

Ganz besonders beeindruckt hat viele Kinder das Tandem-Fahren, auch wenn viele sich nicht so gut merken konnten, wie dieses Fahrrad heißt. Vorne saß jeweils ein erwachsener Pilot und hinten durften die Kinder wieder mit verbundenen Augen Platz nehmen. Dann wurde eine kleine Runde durch Langenfeld gedreht. Wieder auf dem Schulhof angekommen, stiegen die Kinder völlig aus dem Häuschen vom Fahrrad. „Das war hammer“, konnte man schon mal hören. Carla war froh, dass alles gut gegangen war, obwohl sie manchmal die Befürchtung hatte umzukippen. Anna erklärte: „Da waren so viele Hubbel, da hab ich mich immer erschreckt.“ Und Nina meinte:“Es waren viele Autos unterwegs, das habe ich gehört. Aber wo sind wir eigentlich lang gefahren?“

Auf dem Klettergerüst der Schule sollten die Kinder heute mit Westen klettern, die mit Gewichten beschwert waren, was für die Größeren kein großes Problem darstellte, für die Erstklässler allerdings sehr mühsam war. Hier wurde demonstriert wie es ist wenn ein Kind übergewichtig ist. So erfahren sie, wie es ist, mit einem Handicap leben zu müssen. Und für diese Menschen sensibel zu werden.

Um sich in die Situation von tauben Menschen zu versetzen, sollten die Kinder versuchen, sich gegenseitig von den Lippen abzulesen, was aber nicht so gut klappte. Deswegen wurde das Alphabet der Gebärdensprache gemeinsam geübt. „Da muss man aber genau aufpassen“, betonte Lino. „Denn wenn man einen Finger mehr ausstreckt, wird aus einem Y ganz schnell `Ich liebe dich´.“

Rollstuhl fahren ist immer eine Attraktion des Projekttages

Genauso wie in der Judohalle, wo das Leben von Armgeschädigten nachempfunden werden sollte. Mit den Füßen einen Knoten in ein Seil zu machen, ist nämlich gar nicht so leicht. Und mit den Füßen zu malen, war das schwerste von allem, fand Emircan.









Da war das Laufen mit Krücken nicht ganz so schwierig. Trotzdem konnte man beobachten, dass einige Kinder den zweiten Fuß auch aufsetzten, wenn sie sich unbeobachtet glaubten.






Am allerbesten hat zumindest den großen Jungs das Rollstuhl fahren in der Turnhalle gefallen. Bei mehr als zwanzig Rollstühlen, die auf einmal unterwegs waren, entstand zuerst der Eindruck eines Autoscooters, aber alle achteten doch darauf, die Fahrzeuge nicht zu beschädigen und möglichst schnell zu fahren, ohne die anderen zu berühren.. Und richtig Geschwindigkeit zu entwickeln, hat Emircan am meisten Spaß gemacht. „Nur die Hände tun einem dann weh.“

Bei soviel gesunder Kost läuft einem das Wasser im Munde zusammen

Auch wenn einiges für sportliche Kinder einfacher war, wie die Lehrerin Frau Waldeck meinte, so konnten doch alle mitmachen und sich ein bisschen in andere hinein versetzen, was ihnen vielleicht im Umgang mit Behinderten helfen wird.











Ein wichtiger Punkt ist jedoch das gesunde Leben, das gesunde Essen. „Wir haben ein Schulprojekt „Gesundes Essen“ zusammen mit der Verbraucher-zentrale NRW durchgeführt und bekamen dafür ein Gütesiegel“, berichtet Marlies Münch-Rippel, Leiterin der Schule. Gesundes Essen wurde und werde nicht nur im Sachunterricht behandelt. Auch Lehrer und Eltern hätten sich zu diesem Thema fortgebildet„






Auch beim ganz normalen Tag kommt gesundes Essen ins Spiel, denn Bernhard Weik sorgt für frisches rohes Gemüse und Obst, gestiftet vom Frischecenter Hövener an der Schneiderstraße.