Brüder-Grimm-Schule

Ein ganz normaler Tag am 26. Juni 2010

Text von Jürgen Steinbrücker

Nachdem in 2006 die Pilotveranstaltung in Richrath stattgefunden hat, kam die „Elisabeth & Bernhard Weik-Stiftung“ mit ihrem integrativen Unterrichtsangebot jetzt zum zweiten Mal in die Brüder-Grimm-Schule.Der „ganz normale Tag“ fand als besonderer Projekttag am Samstag den 26. Juni 2010 statt. Rund 50 Eltern brachten sich mit ein und halfen an den Stationen. Ab 9 Uhr übten die Kinder mit Gehhilfen zu laufen, im Rollstuhl zu fahren, als „Gehörlose“ zu kommunizieren, sich mit der Situation von blinden und sehbehinderten Menschen vertraut zu machen, mit Gewichten zu klettern und vieles mehr. Ab 13 Uhr waren dann auch Eltern, Geschwister und Verwandte eingeladen, um die Aktionen der Kinder an den verschiedenen Stationen mitzuerleben und auch selber mal mitzumachen. Abgerundet wurde der Tag mit gemütlichen Beisammensein und einer großen Grill- und Salattheke sowie leckeren Getränken.

Das Motto des Schulprofils der Brüder-Grimm-Schule lautet: „Gemeinsam sind wir stark“. Danach basiert die Arbeit auf vier Säulen: „Bewegung und Gesundheit“, „Soziales Miteinander/ gemeinsam Handeln“, „Förderung der Wahrnehmung“ und „Förderung der Kreativität“. Schulleiterin Maria Widera nennt als Ziel der Bildungs- und Erziehungsarbeit an ihrer Schule: „Wir möchten die eigene Persönlichkeit der Kinder entwickeln, sie sollen so ihre Rolle in der Gesellschaft finden, diese erfüllen und mit anderen kooperativ zusammenleben und –arbeiten können.“ Die Säule „Soziales Miteinander/gemeinsam Handeln“ ist bereits seit vielen Jahren ein wichtiger Baustein, auch für die Kinder. So haben sie eine Mädchenschule im Sudan mit Sponsorengeldern und Schulmaterialien versorgt, außerdem gingen Spenden von Kinderkleidung und Spielsachen an ein Kinderheim in der Nähe von Moskau, das insbesondere behinderte Kinder betreut. Aber auch in Langenfeld wird der Integrationsgedanke gefördert: Da der Heilpädagogischen Kindergarten gleich neben der Brüder-Grimm-Schule angesiedelt ist, findet hier regelmäßiger Austausch statt – nicht nur von Materialien, auch das Kennen lernen von Schule für die angehenden Schulkinder des HPK steht auf dem Programm. „Der ganz normale Tag der Weik-Stiftung“ passt also bestens in den Rahmen der Umsetzungsmaßnahmen zu dieser Säule und ist eine hervorragende Ergänzung unserer Arbeit an der Brüder-Grimm-Schule“, erklärt die Schulleiterin.

Resümee der Schulleiterin:Die Durchführung als spezieller Projekttag an einem Samstag war ein voller Erfolg. Dadurch war die Unterstützung durch die Eltern riesig. Und dass die Geschwisterkinder sowie alle anderen Eltern zum Schluss auch alles anschauen und z.T. mitmachen durften, steigerte für alle das Erlebnis. Das anschließende „Schulfest“ bei strahlender Sonne, leckerem Gegrilltem der türkischen Eltern, vielen mitgebrachten Salaten und sonstigen tollen Speisen, frischen Waffeln und hektoliterweise kühlen Getränken gab allem einen krönenden Abschluss.

Aussagen der Kinder:„Das Rollstuhlfahren war am tollsten!“ „Ich bin auf dem Tandem auch mit “Blindenbrille“ gefahren. War gar nicht sooo schlimm!“ „Ich will jetzt auch die Gebärdensprache lernen. Toll wie schnell die sich damit unterhalten können!“ „Meinen Namen mit den Füßen zu schreiben war ganz schön schwer, aber meine Lehrerin konnte ihn lesen!“

Und Eltern sagten:„Es war faszinierend zu sehen, mit welchem Einsatz und mit welcher Konzentration die Kinder mitgemacht haben. Ich bin froh, dass ich mich zum Helfen angemeldet hatte und es so hautnah erleben konnte.“

Ein super normaler, toller Tag im Juni 2010

Text und Fotos von Jürgen Steinbrücker

„Die Lehrer hätten das nicht so gut hinbekommen“, lobte Anne Widera, Rektorin der Gemeinschaftsgrundschule Brüder Grimm, ihre Schülerinnen und Schüler nach dem Eingangslied zum „ganz normalen Tag“ der Elisabeth & Bernhard Weik-Stiftung. Er fand zum zweiten Male statt, und Anne Widera berichtete, dass beim ersten Mal die Schüler der Klasse 1 gerade eine Woche in der Schule waren. Bernhard Weik erinnerte daran, dass Anne und Elmar Widera den „ganz normalen Tag“ gestaltet haben, wovon heute noch viele Schulen profitieren. „Menschen mit Handicap darf man nicht hänseln“, erklärte Weik und erzählte, wie ihm die Idee zum „ganz normalen Tag“ in den Schulen gekommen war. Auslöser war die Erzählung eines behinderten Sportlers, dem mit acht Jahren ein Bein amputiert werden musste. „Das Schlimmste dabei war nicht die Behinderung, sondern die Hänseleien der Mitschüler“, sagte der Sportler.

Der Vorsitzende des Schulvereins, Joachim Kremer, bedankte sich bei der Weik-Stiftung für die T-Shirts und finanzielle Unterstützung und bei all den vielen Helfern und wünschte einen „super normalen, tollen Tag“. Die Eltern waren denn auch zahlreich zum Helfen erschienen. „Weil wir die Veranstaltung auf den Samstag gelegt haben, konnten viel mehr Eltern mithelfen, die Stationen gut besetzen, sich öfter ablösen und auch mal ein Schwätzchen halten“, freute sich die Schulleiterin, die diesen Tag als entspannend und gelungen bezeichnete.

So wurde das cSc-Team bei den Tandem-Fahrten, den Rollstuhl-Spielen, dem Lauf der Übergewichtigen (wo die Kinder mit beschwerten Westen klettern mussten), den Übungen für Gehörlose, Blinde, Gehbehinderte und Armverletzte sowie dem Hindernislauf mit dem Blindenstock tatkräftig von Eltern unterstützt. Und sie „schnippelten“ große Mengen Obst und Gemüse für die Kinder, gestiftet vom Gemüsehändler Siegfried Schultk gestiftet. Den Durst löschten wie immer die Stadtwerke.

Viele Runden drehten die Tandempiloten des cSc-Teams Peter Pick, Peter Hahnel und Christian Doll. Auch einige Lehrerinnen und Helfer probierten aus, mit einer Augenklappe als Co-Pilot mitzufahren. „Seid ihr schon Tandem gefahren?“ fragte dann später der blinde Wolfgang Krafft?“ „Jaaaa!“ „Wie war das denn?“ „Cool!“ „Habt ihr Angst gehabt?“ „Manchmal“. „Jetzt zeige ich euch gleich mal, wie man einen ganz normalen Tag macht“, sagte Krafft, ließ zwei Zahnpastatuben herumgehen und demonstrierte, wie er die für morgens und abends unterscheiden kann, wie er Geldscheine erkennt und vieles mehr. Yanik durfte mal das Gewicht einer Blinden-Sportzeitung mit dicken gestanzten Seiten und einer normalen Zeitschrift vergleichen. Und dann wollte jeder seinen Namen in Braille-Schrift mitnehmen.

Projekt "Normal" an der Brüder-Grimm-Schule

Ein ganz „normaler“ Tag an der Brüder-Grimm-Schule

Text von Jürgen Steinbrücker

Der „ganz normale Tag“ wurde am 14. August 2006 in der Brüder-Grimm-Schule von 8:00 Uhr bis 13:30 Uhr als Aktionstag zum ersten Mal durchgeführt. Austragungsorte waren die Turnhalle, der Schulhof und die Klassenräume. Die Schülergruppen durchliefen zwölf Stationen in Begleitung von Eltern und Lehrer/innen: Hindernis-Parcours für Rollstuhlfahrer, Rollstuhlspiele, Zielwerfen der Blinden, Lauf der Blinden, Springen der Beinamputierten, Wettlauf der Übergewichtigen, Tandemfahren der Blinden, Übungen der Gehörlosen mit Kennen lernen von Gebärdensprache und Fingeralphabet, Übungen der Blinden mit Tast- und Fühlübungen und Kennen lernen der Blindenschrift, Übungen für Armverletzte u. a. m.



„Wie fühlt man sich, wenn man blind oder gehörlos ist, im Rollstuhl fahren muss oder stark übergewichtig ist?“ Kinder auf sportliche und spielerische Art für Menschen mit Behinderungen zu sensibilisieren – das war Ziel eines Projektes von Bernhard Weik, dem Initiator des cSc „gemeinsam rollt’s“. Er hatte vor über einem Jahr einen fußamputierten jungen Mann getroffen, der ihm schilderte, was es bedeutet, behindert zu sein. „Die Hänseleien in der Kindheit waren das Schlimmste“, erfuhr Weik. „Die ersten Ideen dazu wurden von einem Team mit Elke Kramer-Müller, Harri Schlicht, Ingrid Bembennek, Annemarie Trimborn, Marion Küppers, Elmar Widera und Maria Fußbach diskutiert“, berichtet Weik. Über Ute Piegeler vom Schulreferat fand Bernhard Weik die idealen Partner mit Rektorin Anne Widera und ihrem Kollegium von der Brüder-Grimm-Schule in Langenfeld-Richrath. Dabei wurde sie nach Kräften von der Elternschaft und dem Schulverein unterstützt.

Die Umsetzung von der Idee in die Praxis

Text von Jürgen Steinbrücker

Mit einer Augenbinde wurde das Nicht-sehen-können simuliert. Eine Vertrauensperson führte ein „blindes“ Kind durch einen Parcours oder auf ebenem Weg. Andere Kinder öffneten kleine Beutel und fühlten den Inhalt. Oder spielen „Fühldomino“, wobei sie Karten mit gleichen Materialien aneinander legen müssen. „Ein bisschen Schummel ist immer dabei“, sagt Lehrerin Ursula Grau.
Alle Kinder seien sehr motiviert und richtig bei der Sache.Auf dem Schulhof üben Kinder an Krücken, laufen auf einem Bein und gehen sogar treppauf - treppab. An einer anderen Station hüpfen die Kinder auf einem Bein auf Matten, eine Stufe hoch und anschließend über ein Seil. So wissen sie, wie es ist, nur mit einem Bein springen oder laufen zu können.

In der Turnhalle gibt es Rollstuhlspiele. „Fischer, Fischer, wie tief ist das Wasser“ und „Wie kommen wir rüber“ rufen die Kinder im Chor und schon geht es nach der Antwort los. Manche finden das Rollstuhlfahren am Anfang schwer, merken, wie viel Kraft man braucht.Nur Max findet es einfach. „Ich hatte mal ein Bein gebrochen und im Rollstuhl gesessen.“









Bei Ingrid Bembennek werden Westen mit eingesteckten Sandbeuteln verteilt. „Wir haben 2,5 kg-, 3 kg- und 3,5 kg-Westen, die Kinder sollen etwa 10% ihres Körpergewichts tragen“, sagt sie. Diese Station simuliert stark übergewichtige Kinder. Mit den Westen bepackt, sollen sie klettern und Treppen steigen. „Die haben heute alle Muskelkater“, meint Ingrid Bembennek, die insgesamt 36 kg Sand abgefüllt hat. Die Westen waren von Hannelore Gather und Gabi Andreas genäht worden.

Sportliche Bewegung auf dem Tandem brachte viel Abwechslung

Text von Jürgen Steinbrücker

Die Viertklässler konnten „als blinde Soziusse“ auf Tandems des ADFC mitfahren.
Max Bajinski, Christian Doll und Norbert Lang fuhren mit ihren Tandems eine Runde um den Schulhof und vermittelten die Kameradschaft auf dem Tandem.











Ute Melchior-Giovannini zeigte den Kindern die Gebärdensprache für Gehörlose. „Guten Morgen“ – die Arme zeigen einen Kreis nach oben. „Guten Abend“ – die Arme zeigen einen Kreis nach unten. Sie zeigt auch das Fingeralphabet und Gebärden für ganze Wörter.







Derweil sind die Blinden Wolfgang Krafft und Manfred Glasmacher dabei, den Kindern zu zeigen, wie Braille-Schrift (oder Blindenschrift) auf einer kleinen Maschine durch Punktstanzung entsteht und mit den Fingerspitzen abgelesen werden kann. Die Kinder sind fasziniert von Wolfgang Kraffts sprechendem Taschenrechner und lassen ihre Größe von Manfred Glasmachers Blindenzollstock messen.
Diese Aktion löste eine Pressewelle aus die zeigte, dass sich die Grundschulen sehr aktiv und kreativ dem Problem der Sensibilisierung stellen.„Ich bin hocherfreut über das Engagement, dass Sie, Ihr Mann Elmar Widera und das gesamte Team erbracht haben“, bedankte sich Bernhard Weik bei der Rektorin der Brüder-Grimm-Schule.